Zu Gast in Markus Merks Mikrobrauerei
Er war der berühmteste Fußballschiedsrichter (und Zahnarzt) Deutschlands und einer der erfolgreichsten Schiedsrichter der Welt. Heute arbeitet Dr. Markus Merk als Organisator von Führungskräfteseminaren – und als Brauer!
Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Sabine Kirf hat er vor zwei Jahren die Scheune auf ihrem Hof nahe Kaiserslautern in eine Brauerei umgebaut. Gemeinsam bieten sie nun Braukurse und Verkostungen an. Mit großem Erfolg. Der Hof liegt im Zentrum von Otterbach – einer 4.000-Einwohner-Gemeinde nördlich von Kaiserslautern. Hier hat Markus Merk gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Sabine Kirf vor zwei Jahren eine Brauerei in der alten Scheune eingerichtet. Sein Interesse am Bierbrauen hat allerdings bereits deutlich früher begonnen. „Schon Anfang der 1980er-Jahre interessierte ich mich für das Handwerk des Bierbrauens“, erzählt Markus B&B. „Ich fand es sehr schade, dass in vielen Regionen Kleinbrauereien schließen mussten oder von Großbrauereien übernommen wurden und somit ein Teil unserer Kultur und Individualität verloren ging.“
„Das einzige weltmeisterliche Bier der Welt“
Bis er zum Brauer wurde, dauerte es jedoch noch eine Weile. Zunächst gehörte sein Leben dem Fußball. Im Alter von 26 Jahren pfiff er 1988 sein erstes Bundesligaspiel: VfL Bochum gegen Bayer Uerdingen. Im selben Jahr schloss er sein Studium der Zahnmedizin ab und arbeitete von 1991 bis 2004 in eigener Praxis in Kaiserslautern. Zur selben Zeit entwickelte er sich zu einem der besten und gefragtesten Schiedsrichter der Welt. Zwischen 1992 und 2007 leitete er 50 Länderspiele, bis 2008 insgesamt 339 Bundesligaspiele. 2005 verkaufte er seine Praxis und organisierte fortan erfolgreich Führungskräfteseminare. Bis 2010 moderierte er zudem im türkischen Fernsehen zusammen mit dem berühmten türkischen Stürmer Hakan Sükür eine Fußballsendung, seit 2011 ist er Kommentator bei SKY.
Nach und nach kam seither die Lust am Bierbrauen hinzu, das sich Markus Merk in vielen Versuchen selbst beibrachte. Im Jahr 2013 begann er damit, regelmäßig 20 Liter in der Woche zu brauen, „das einzige weltschiedsrichterliche Bier der Welt“, wie er sagt. Ausgeschenkt wurde es immer donnerstagabends in der Gaststätte „Alte Apotheke“ in Otterbach. „Daraus wurde schnell Kult, und die Menge reichte nicht einmal mehr für eine Spielhälfte eines Fußballspiels“, erzählt Markus.
Eventlocation in der Scheune
Auch bei seiner Lebensgefährtin Sabine Kirf wurde das Interesse für Bier geweckt, und gemeinsam wurde bei beiden aus Interesse Liebe und Leidenschaft. Im Jahr 2015 wechselte der Besitzer der „Alten Apotheke“. In diesem Moment entschlossen sich Markus und Sabine, ihr Bier bei sich zu Hause auszuschenken. Sie bauten die Scheune auf ihrem Hof in eine Kreativbrauerei mit einer Eventlocation um. Sabine machte zudem eine Ausbildung zur Biersommelière bei Doemens. Seither bieten sie Brauseminare und Bierverkostungen auf ihrem eigenen Hof an. „Dass wir das gemacht haben, ist auch ein Zeichen unserer Spontanität, Dinge im Leben anzugehen“, erklärt Markus.
Gebraut wird in MERKs Scheunenbrauerei auf zwei Anlagen: einer 200-Liter-Anlage und, in erster Linie, in einem 150-Liter-Kessel. „Auf traditionelle Weise“, sagt Markus. „Wie zu Zeiten des Hausbrauens im Mittelalter. Diese alte Handwerkskunst zeigen wir auch in unseren Brauseminaren.“
„Midsummer Ale“ und „Merks Irish“
Die Rezepte haben Markus und Sabine selbst entwickelt. Zu haben sind in MERKs Scheunenbrauerei zum Beispiel „Merks Eichenbock“, „Bines Helles mit südafrikanischem Hopfen“ oder das IPA „Big Five Hops“. Das Hausbier ist das Klosterbräu, ein Dunkles. Saisonal gibt es weitere Biere: einen Maibock im Mai, ein „Midsummer Ale“ zur Sommersonnenwende im Juni, das „Merks Irish“ zum St. Patrick’s Day. „Besonders stolz sind wir auf unsere ‚Barrels‘“, sagt Markus, „in Eichenfässern von feinen Bourbondestillerien gelagerte Biere.“ Insgesamt werden die beiden in diesem Jahr 25 verschiedene Stile gebraut haben. „Es war immer unser Traum, die Welt der Biere mit MERKs abzubilden“, erklärt Markus. „Gerne bedient sich Sabine in ihren Tastings aber auch der Vielfalt der internationalen Biere.“
Mit der Nachfrage sind die beiden sehr zufrieden. „Wir können definitiv nicht so viel brauen, wie gewünscht wird“, sagt Markus. Dabei leben Sabine und er das Credo der Regionalität. Ihre Biere gibt es nicht im Handel oder der Gastronomie, sondern nur bei den monatlichen Events in Otterbach. „Unsere Aktivitäten finden immer im kleinen Rahmen statt“, betont Markus. „Das kann bei unserer Philosophie und unserer Individualität auch nicht anders sein. MERKs bleibt persönlich.“
MERKs on Tour in Colorado
Neben dem Brauen teilen Markus und Sabine noch ein weiteres Hobby: das Ultratrail Running. Dabei legen sie weite Strecken abseits asphaltierter Straßen zurück. In diesem Sommer waren sie im mittleren Westen Amerikas unterwegs. „Unser besonderer Spaß ist es, bei ‚MERKs on Tour‘ unsere Biere mit zu besonderen Orten zu nehmen“, sagt Markus Merk. „Zum Beispiel auf den 4.354 Meter hohen Berg Longs Peak im US-Staat Colorado.“
Wie ist denn nun eigentlich das Leben ohne Arbeit als Schiedsrichter, wenn man vorher in den großen Stadien der Welt zu Hause war? Hat das Brauen dabei geholfen, den Weg in ein Leben nach der Schiedsrichterkarriere zu finden? „Für mich bleibt das Brauen, trotz des großen Zeitaufwandes, ein Hobby und eine der großen Gemeinsamkeiten mit Sabine“, sagt Markus. „Die Schiedsrichtertätigkeit war ja auch nie Arbeit. Mein beruflicher Alltag sieht komplett anders aus und ist mit Unternehmensarbeit und Kommentatorentätigkeit im Fußball ausgefüllt.“
Falk Osterloh