Markus´ Biertests

Dr. Markus Sailer, promovierter Chemiker und im Jahr 2016 deutscher Meister der Biersommeliers, stellt drei seiner Lieblingsbiere vor. Für Markus liegt das Besondere dabei im Einfachen. Entsprechend hat er seine Lieblingsbiere ausgewählt.
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Biersommelier Markus Sailer stellt drei seiner Lieblingsbiere vor

Seit der vergangenen Ausgabe bitten wir verschiedene Biersommeliers, drei ihrer Lieblingsbiere in Bier & Brauhaus vorzustellen. Dieses Mal haben wir Dr. Markus Sailer gebeten. Er ist promovierter Chemiker und wurde im vergangenen Jahr Deutscher Meister der Biersommeliers. Bei den Sailers liegt die Leidenschaft zum Bier übrigens in der Familie: Markus‘ Frau Gabi vertreibt mit ihrem Unternehmen Bukanter Accessoires rund ums Bier.

Andechser Vollbier Hell
Helles, 4,8 %

Das Andechser Vollbier Hell ist eine Hommage an unser täglich Bier! Es ist ein klassisches bayerisches Helles mit sehr komplexem und rundem Aroma. Der Malzkörper ist schön ausgeprägt und nicht zu mächtig; feine Hopfenakzente mit leichten floralen Noten und einer harmonischen Bittere machen das Bier interessant und lassen keine Langeweile aufkommen. Ein wunderschönes Bier mit hoher Drinkability und einer Eleganz, die man sehr leicht übersieht, weil uns die hohe Qualität unserer Biere so selbstverständlich umgibt.

Das Kloster Andechs blickt auf eine lange Brautradition zurück. Die Brauerei gehört zu den Landbrauereien, die regional die Umgebung mit hervorragender Qualität beliefern. Die Klosterbrauerei als Teil des Wirtschaftsguts der Abtei Sankt Bonifaz in München ist technisch auf dem neuesten Stand und das Herzstück der Andechser Gastlichkeit. Das Helle aus Andechs steht für all die Biere, die wir tagtäglich trinken und doch so wenig würdigen – obwohl gerade das unauffällige Alltagsbier das höchste Können der Braumeister erfordert.

Schlank und unaufdringlich ist es der perfekte Durstlöscher. Und als Speisebegleiter ist es ein Universalgenie Der ausgeprägte Körper passt sehr gut zu rustikalen Fleischgerichten wie Schweinebraten oder einer zünftigen Brotzeit. Seine Eleganz erlaubt aber auch die Begleitung von feinen Gerichten wie Spargel, am liebsten in der klassischen Variante zusammen mit Schinken, Salzkartoffeln und geschmolzener Butter.

Schlossbrauerei Au Eiskeller
Fassgelagerter Dunkler Bock
9,1 %

Dieses Bier ist ein Zwilling! Der Eiskeller der Schlossbrauerei Au in der Hallertau vereint Tradition mit neuer Bierkultur auf das Interessanteste. Von diesem Bier gibt es zwei Ausführungen, je nach Ausbauaus dem Rotweinfass oder dem Whiskyfass. Beide Varianten werden aus dem gleichen Grundbier hergestellt, dem Bock der Brauerei. Das Bier wird mit Brettanomyces versetzt und lagert im Fass mindestens ein Jahr im ehemaligen Eiskeller der Brauerei – daher der Name. Durch die Nachvergärung entsteht auch ein deutlich höherer Alkoholgehalt. Stefan Ebensperger, erster Braumeister der Schlossbrauerei Au, hat dieses Bier konzipiert und damit ein Bindeglied zwischen dem traditionellen Bock und einer neuen Bieravantgarde geschaffen. Hier geht es um den im Rotweinfass gelagerten Bock.

Schon die Flasche mit Sektkorken wirkt sehr wertvoll. Das Farbenspiel im Glas reicht von tiefgoldenen Reflexen über rötliche Töne bis hin zu einem vollen Kastanienton. Das Grundbier und der Ausbau hinterlassen deutlich ihre Marke. In der Nase zeigt sich als Erstes eine sehr frische und lebendige Säure, erst danach kommen schöne Tabak- und Ledernoten, im Hintergrund ist der Wein präsent. Geschmacklich ist das Bier ein Feuerwerk! Einer unerwarteten Spritzigkeit im Antrunk und dem schlanken Körper steht eine Explosion an Intensität der einzelnen Aromen entgegen. Eingebettet in ein wunderbares Säurespiel lässt sich der Weg des Bieres vom Bock über die Fasslagerung bis hin zur Nachgärung in der Flasche regelrecht mitverfolgen. Dieses Bier verlangt nach einer raffinierten Speisebegleitung. Eine Möglichkeit wäre ein original Rheinischer Sauerbraten, dessen milde Säure perfekt mit dem Bier harmoniert.

Schönramer Imperial Stout
Imperial Stout
9,5 %

Diesem Bierstil vom Ende des 18. Jahrhunderts merkt man an, dass Brauereien damit zu Hofe Eindruck schinden wollten! Das Imperial Stout der Brauerei Schönram ist eine bayerische Interpretation mit einem wunderbar komplexen Spiel der Röstaromen. Tiefdunkel kommt das Bier aus der Flasche und trennt sich behäbig vom Schaum. Die Nase wird dominiert von Kaffee und Kakao, im Hintergrund begleitet von Toffeenoten. Der erste Schluck ist mächtig! Kaffee und Kakao, gefolgt von Lakritze sind die ersten Eindrücke, die den satten und süßen cremigen Körper selbstbewusst begleiten. Eric Toft ist Braumeister der Brauerei Schönram und hat diese Spezialität zusammen mit weiteren besonderen Charakterbieren neu konzipiert. Sie ergänzen perfekt die traditionellen Biere der Brauerei. Es ist bezeichnend, dass einer der jungen, wilden Braumeister aus Amerika seine Heimat im tiefsten Bayern gefunden hat und hier sowohl der Tradition als auch der neuen Craftbierbewegung huldigt.

Das Imperial Stout ist definitiv nichts für den großen Durst. Wenn man dieses Bier genießt, müssen Hunger und Durst gestillt sein, man braucht die Muße, sich auf diesen mächtigen Charakter einzulassen. Zusammen mit Süßspeisen wie Creme Brulée oder Mousse au Chocolat ist das Bier weniger ein Begleiter, vielmehr gibt es den Platzhirsch und damit klar die Richtung vor. Persönlich bevorzuge ich das Imperial Stout von Schönramer als alleine stehendes Kaminbier, sehr gerne auch in Verbindung mit einer guten Zigarre.

Dr. Markus Sailer

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