Zu jedem Bierstil gibt es weltweit einige Marken, die Bierliebhaber zum Schwärmen bringen. In Bier & Brauhaus treten vier der großen Biere eines Stils in einem Kampf der Giganten gegeneinander an. Wer wird gewinnen? Welches Bier ist das Beste der Besten?
Der Weizenbock gilt als die Königsdisziplin deutscher Braukunst. Eigentlich ein typisches Bier für die kalte Jahreszeit, ist dieser normalerweise sehr fruchtige Bierstil durchaus das ganze Jahr über beliebt. Der erste offizielle Weizenbock wurde bei der bayerischen Weißbierschmiede Weisses Bräuhaus G. Schneider & Sohn durch die Brauerswitwe Mathilda Schneider in Kelheim gebraut. Noch heute ist er einer der ganz Großen unter den Weizenböcken: der Aventinus. In diesem Ranking lassen wir ihn allerdings außen vor. Von Kelheim aus hat der Weiße Bock zuerst die Brauer im süddeutschen Raum begeistert, um dann die ganze die Welt zu inspirieren.
Das Besondere an einem Weizenbock ist neben dem lebendigen, aber cremigen Mundgefühl der sehr gut versteckte hohe Alkoholgehalt, der durchaus die neun Volumenprozent knacken kann. Die Farbpalette spannt einen Bogen von trübem Orange zu schimmernden Kastanientönen, je nach Einsatz der Röstmalze. Und genau das macht den unwiderstehlichen Charme dieses Bierstils aus, der sich eigentlich nur in der Verwendung von mindestens 50 Prozent Weizenmalz, einem Stammwürzegehalt von mindestens 16 °P und dem Einsatz von obergäriger Hefe gleicht: Hier können Brauer innerhalb des Reinheitsgebots ihre persönlichen Vorlieben herausheben, und der Bierliebhaber kann aus einer Vielzahl an wahren Aromabomben und Geschmacksausprägungen wählen.
Durch das Spiel mit verschiedenen getrockneten und gerösteten Braumalzen gibt es dunkle Weizenböcke, bei denen Nuss, Karamell, Vanille oder Brot sowie eine deutliche Süße die Aromatik dominieren. Aber im Unterschied zu untergärigen Bockbieren spielen beim Weizenbock die fruchtigen Esternoten der verwendeten obergärigen Hefen ebenfalls eine für den typisch fruchtigen und manchmal auch gewürzschweren Geschmack zentrale Rolle. So kommen zu einem ausgeprägten Körper die typischen Weißbieraromen von Birne, Banane oder Nelke, oft auch beerige Noten, dazu, die eine gewisse Frische in das Starkbier bringen. Der Hopfen spielt in den meisten Weizenböcken eine untergeordnete Rolle, aber es gilt: Erlaubt ist, was gefällt. Und so kommen auch hier neue und spannende, teilweise hopfengestopfte Interpretationen auf den Markt.
Gutmann Weizenbock
7,2 % ABV, 17° Plato
Der Gutmann Weizenbock kommt aus der oberbayerischen Privatbrauerei Fritz Gutmann in Titting. Er vergärt zunächst in offenen Bottichen und später ein zweites Mal in der Flasche. Erhältlich ist er nur im November und Dezember. Beim ersten Blick kommt Freude auf. Schön hefetrüb und golden mit einer gewaltigen Schaumkrone steht er im Glas. Der Geruch ist süß, nach reifen Bananen, Pfirsich und etwas Nelke. Der erste Schluck auf der Zunge ist feincremig und moussierend, und der Geschmack bestätigt den Eindruck der Nase. Reife Banane, süßes Malz, würzige Nelke und ein zurückhaltender, aber vorhandener Hopfen machen diesen Weizenbock perfekt ausbalanciert.
Ladenburger Weizenbock
8,0 % ABV, 16° Plato
Der Weizenbock der baden-württembergischen Brauerei Ladenburger ist aktuell mit den Goldmedaillen des European Beer Star und des World Beer Cup geschmückt. Das spricht wohl für sich. Das Auge erfreut sich an leuchtendem Gold mit perfekter Hefetrübung und stabilem, feincremigem Schaum. Die Nase findet typische Banane, Vanille, leicht brotige und nussige Aromen. Der Antrunk ist lebendig, mit einem Geschmack von Getreide, fruchtiger, reifer Birne und einem Hauch Hopfen. Die feine, wärmende und süße Alkoholnote zum Schluss macht diesen Weizenbock sehr beeindruckend.
Schneider TAP 5 Hopfenweisse
8,2 % ABV, 18,5° Plato
Der Weizendoppelbock TAP 5 von Schneider Weisse aus Kelheim ist hefetrüb und changierend bernsteinfarben mit einer relativ kleinen elfenbeinfarbenen Schaumkrone. Der Geruch verrät sofort, dass ganz viel Hopfen im Spiel ist. Hopfengestopft mit der Sorte Saphir, bringt die Hopfenweisse ein Aroma von Sommerblumen, Zitrusfrüchten und süßem Pfirsich mit sich, das unwahrscheinlich neugierig macht auf den ersten Schluck. Und der ist eine Wucht. Ein kräftiger, malzsüßer Körper wird gekontert von einem sehr lebendigen und feinperligen Mundgefühl. Die süße Fruchtigkeit klingt zusammen mit der angenehmen Bittere lange nach. Vorsicht, der Alkohol ist sehr gut versteckt.
Rieder Edelbock
7,4 % ABV, 17° Plato
Gebraut bei der Brauerei Ried im oberösterreichischen Innviertel. Was mit einer kreativen Einstellung zu Bier möglich ist, zeigen die Rieder Brauer. Ihr Weißbierbock wird zur zweiten Flaschengärung mit Sekthefe und Speise in einer Kellerei nachvergoren. Das Ergebnis ist ein honiggelbes, elegantes und spannendes Trinkerlebnis mit schöner Schaumkrone. Der Geruch wird angeführt von reifer Banane und frisch weinigen Noten. Das Mundgefühl ist unwahrscheinlich lebendig und elegant. Der Geschmack ist hefig, intensiv zitrusfruchtig und leicht getreidig. Der Gesamteindruck ist überraschend schlank, frisch und fruchtig.
Die Auflösung
- Platz 1: Ladenburger Weizenbock
- Platz 2: Schneider TAP 5 Hopfenweisse
- Platz 3: Gutmann Weizenbock
- Platz 4: Rieder Edelbock
Vorab: Alle vier spielen in der Topliga der Weizenböcke. Der Gewinner aus der Brauerei Ladenburger zeichnet sich durch die perfekte Balance zwischen Frucht und Süße, Alkohol und Lebendigkeit aus. Der Zweitplatzierte ist die Hopfenweisse, eine komplexe Hopfenbombe mit typischen Weißbieraromen, der aber eventuell nicht jedermanns Geschmack trifft. Ein klassischer Vertreter seiner Art ist der drittplatzierte Gutmann Weizenbock, der nahe an der Perfektion kratzt, wenn nicht die Süße etwas zu sehr die Oberhand hätte. Der viertplatzierte Rieder Edelbock ist eine sehr elegante Variante eines Weizenbocks, die mit etwas weniger Hefe das Zeug zum Sieger gehabt hätte.
Dunja Karabash (Bier & Bier)