Interview mit den neuen Hobbybraumeistern

Die Hobbybrauer von Gröner Bagalut haben mit ihrem Brut IPA die 3. Deutsche Meisterschaft der Hobbybrauer gewonnen. In B&B erklären sie, wie sie das geschafft haben.
Sarah Moor, Sebastian Winter und Markus Kohrt (v.li.)
SBM-Deutscher-Hobbybrauer-Meister

Interview. Gröner Bagalut

Am Wochenende wurde in Stralsund bei der Störtebeker Braumanufaktur zum dritten Mal die Meisterschaft der Deutschen Hobbybrauer ausgetragen. 150 Hobbybrauer sind dafür teils durch die ganze Republik gefahren, um sich mit ihrem Brut IPA einer Fachjury zu stellen. Gewonnen haben am Ende die Hobbybrauer von Gröner Bagalut (was so viel heißt wie Grüner Bandit) aus dem schleswig-holsteinischen Oersdorf. In B&B erzählen sie, wie sie das geschafft haben.

B&B: Bitte stellt euch einmal kurz vor.

Gröner Bagalut: Wir heißen Markus Kohrt, Sarah Moor und Sebastian Winter. Wir wohnen in Oersdorf in Schleswig-Holstein, das liegt nördlich von Hamburg. Und wir arbeiten als Pilot, als Ingenieur und in der Krankenpflege.

B&B: Wie lange seit ihr schon Hobbybrauer?

Gröner Bagalut: Markus und Sarah haben 2010 angefangen, damals auch noch zusammen mit ein paar anderen Leute. Seit 2014 ist Sebastian dabei.

B&B: Weshalb habt ihr mit dem Hobbybrauen begonnen?

Gröner Bagalut: Wir haben immer schon gerne Bier getrunken – auch, wenn wir lange Zeit nicht viel mehr als das übliche Einheitspils kannten. Einer unserer Gründungsmitglieder, der jetzt aber nicht mehr mit dabei ist, hatte bei einem Dorffest am Biertresen – wo auch sonst? – die Idee, dass wir es bestimmt auch selbst hinbekommen, Bier zu brauen. So haben wir uns, etwas leichtfertig, dazu entschlossen – ohne ganz zu ahnen, wie viel praktisches und theoretisches Wissen man sich aneignen muss, um zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen.

B&B: Wie sieht euer Vereinsleben aus?

Gröner Bagalut: Wir sind kein Verein im eigentlichen Sinne, sondern drei Freunde, die sich schon sehr lange kennen. Wir treffen uns auch einfach so und zu anderen Aktivitäten, zum Beispiel zum Sport. Mit der Zeit hat aber das Brauen und Verkosten von Bier einen größeren Raum in unserem Verhältnis eingenommen. So unternehmen wir gerne Wochenendtouren zu Bierfestivals im In- und Ausland.

© Störtebeker Braumanufaktur

Am Samstag schenkten die Hobbybrauer ihr Bier den Festivalbesuchern aus

B&B: Warum habt ihr an der Deutschen Meisterschaft der Hobbybrauer teilgenommen?

Gröner Bagalut: Seit ein paar Jahren haben wir das Gefühl, dass unsere Biere sich durchaus mit anderen messen können und auch den Ehrgeiz, das einmal auszuprobieren. Lange gab es aber aus unserer Sicht keine wirklich attraktiven Veranstaltungen dieser Art im Hobbybrauerbereich in Deutschland. Als Störtebeker 2017 die Deutsche Meisterschaft ins Leben gerufen hat, waren wir also sofort Feuer und Flamme. Vor allem beim Publikumsausschank kamen unsere Cherry & Sour-Kirschweisse 2017 und das Treehugger-Tannenale 2018 sehr gut an, Letzteres landete auf dem dritten Platz. Auch dieses Jahr hat es neben dem Sieg beim Jurywettbewerb mit einem etwas geänderten Cherry & Sour zum dritten Rang beim Publikumspreis gereicht.

B&B: Ihr Hobbybrauer konntet euch ja den Stil für dieses Jahr selbst aussuchen. Neben dem Brut IPA standen zum Beispiel ein Weizenbock oder ein Märzen zur Auswahl. Für welchen Stil habt ihr gestimmt?

Gröner Bagalut: Wir haben die Vorschläge natürlich diskutiert, sind uns aber überhaupt nicht einig geworden. Am Ende hat Sebastian als einziger von uns dreien für das Brut IPA gestimmt. Hat er gut gemacht.

B&B: Hattet ihr vorher schon von dem Stil gehört?

Gröner Bagalut: Wir kannten ihn noch nicht wirklich lange. Sarah und Markus hatten aber schon zwei, drei Exemplare auf der Beavertown Extravaganza in London 2018 getrunken. Und Sebastian war in den USA schon auf das eine oder andere Beispiel gestoßen.

B&B: Bei dem Brut IPA ist ja vorgesehen, das Enzym Amyloglucosidase während des Brauvorgangs zuzugeben, das ansonsten nicht vergärbare Zuckermoleküle aufspaltet, sodass man einen Endvergärungsgrad von 100 Prozent erreichen kann. Wie habt ihr euch diesem Stil genähert?

Gröner Bagalut: Da kaum Biere dieses Stils in Deutschland gut erhältlich waren, haben wir vor allem gelesen, was das Internet so an US-amerikanischen Quellen hergibt – beginnend mit einem Interview mit dem mutmaßlichen Erfinder des Stils, Kim Sturdavant von der Social Kitchen und Brewery aus San Francisco. Insbesondere das Thema Enzymzusatz war uns bis dahin natürlich eher fremd. Danach gab es dann im Frühjahr einen Testsud, den wir mit zwei unterschiedlichen Hopfenkombinationen gebraut haben. Beide Varianten waren vom Vergärgrad und aromatisch schon recht überzeugend, wie uns auch viele Verkoster des frischen Bieres bestätigt haben. Allerdings mussten wir nach einigen Wochen Lagerung ein massives Oxidationsproblem feststellen: Das Bier lief beim Einschenken nicht mehr hellgelb, sondern rosa oder sogar Spezi-braun ins Glas. Da galt es also gegenanzuarbeiten, wollten wir das Bier ernsthaft zu einem Wettbewerb mitbringen. Also haben wir zum Thema Oxidationsvermeidung recherchiert. Das hobbybrauer.de-Forum war dabei eine große Hilfe. Wir haben dann in jeder Phase des Brauprozesses alles getan, um unnötigen Sauerstoffeintrag zu vermeiden. Dafür haben wir extra neues Abfüllzubehör angeschafft: die Blichmann Beergun. Der zweite Punkt ist sicherlich die Frische. Jedes IPA sollte möglichst frisch getrunken werden, beim Brut gilt das vielleicht noch mehr. Also haben wir den Brautag für das Wettbewerbsbier entsprechend terminiert und das Bier schließlich erst am 26. August abgefüllt.

B&B: Wie geht es jetzt weiter mit euch?

Gröner Bagalut: Ganz ehrlich: Wir wissen es nicht und warten erstmal ab, ob und was an Kontaktanfragen so kommt. Wir denken aber, dass das Ganze ein (wunderbares) Hobby bleiben wird. Lose angedacht haben wir einen Kollaborationsud mit unserem Vorgänger als Deutscher Meister, Markus Krenkler. Wir freuen uns jedenfalls unglaublich auf die gemeinsame Rezeptumsetzung mit der Störtebeker Braumanufaktur und den Brautag dort auf der großen Anlage. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle nochmal an Jens Reineke von Störtebeker und sein Team, die auch unabhängig vom Titelgewinn eine tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt haben.

Die Fragen stellte Falk Osterloh.

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