Das Hopfenjahr: die Ernte

Der Geschäftsführer des Tettnanger Hopfenguts No20, Lukas Locher, erklärt, welche Arbeiten Hopfenbauern bei der Ernte erledigen müssen.
Hopfengut Förderband

Reißen, Hängen, Darren

Ende April hat Lukas Locher, Geschäftsführer des Tettnanger Hopfenguts No20, im B&B-Newsletter erklärt, welche Frühjahrsarbeiten auf einem Hopfenhof zu erledigen sind. Nun ist die Erntezeit gekommen. Und Lukas erklärt, wie die Hopfendolden innerhalb von wenigen Stunden vom Gerüst in die Darre wandern, mit welchen Sorgen die Hopfenbauern zuvor die Wettervorhersagen verfolgt haben – und wie die Ernte 2019 geraten ist. Folge 2: die Ernte.

Unser Fokus liegt von März bis August auf unseren Hopfenpflanzen. Wir bemühen uns, die Frühjahrsarbeiten sorgfältig und zum richtigen Zeitpunkt durchzuführen. Wir kümmern uns um die Gesundheit der Pflanzen, sichern die optimale Versorgung mit Nährstoffen, zittern bei jeder Unwettervorhersage und hoffen, dass das Anbaugebiet von Hagel und anderen Extremwettern verschont bleibt. All dieser Aufwand und all die Mühe haben zum Ziel, zur Ernte das optimale Ergebnis einzuholen. Natürlich ist man gespannt, ob man das Beste aus den Wetterbedingungen herausholen konnte und so ist die Hopfenernte eine emotionale und vor allem aufregende Zeit.

Im Folgenden möchten wir mit ein paar Sätzen unseren Ernteprozess erklären. Um den Hopfen zu ernten, benötigen wir unsere Hopfenpflückmaschine. Hierbei handelt es sich um eine Maschine aus Blech, Zahnrädern, Ketten und verschiedenen Förderbändern, die eine ganze Halle füllt. Anders als mit einem Mähdrescher können wir mit unserem Erntegerät nicht in den Hopfengarten fahren, sondern die Maschine bleibt zu Hause und wir bringen jede einzelne Pflanze vom Hopfengarten zum Hopfengut.

Einholen der Hopfenpflanzen

Für den ersten Arbeitsschritt kommt das sogenannte Reißgerät zum Einsatz. Es handelt sich hierbei um eine Spezialvorrichtung, die am Traktor befestigt wird. Die Hopfenpflanzen werden damit circa einen halben Meter über der Erdoberfläche abgeschnitten und die Reben zugleich festklemmt. Da der Traktor bekanntlich Kraft hat und unbeeindruckt weiterfährt, wird die gesamte Rebe mit dem Draht, an dem die Triebe emporgeklettert sind, heruntergerissen. Die Pflanzen landen der Länge nach auf dem Rebenladewagen und zehn Minuten später ist der Traktor schon mit etwa 130 Pflanzen beladen zurück auf dem Weg zum Hopfengut. Mit einem Kratzboden schiebt der Fahrer die Rebenhaufen auf den Boden vor der Maschine und das eigentliche Abernten der Hopfendolden kann beginnen.

© Hopfengut No20

Die maschinelle Hopfenpflücke

Jede einzelne Rebe wird von Hand in den Einzugsarm gehängt. Die WSZ 550 kann bis zu 500 Pflanzen pro Stunde einziehen, die Arbeiter müssen sich also mit dem Einhängen ranhalten. Entlang des Einzugsarms werden die Reben in den Pflücker geführt. Große Walzen mit Drahtfingern kämmen im ersten Schritt sämtliche Blätter, Stängel und Dolden von der Pflanze. Der Draht und die Haupttriebe werden anschließend im Häcksler klein geschnitten und auf den Komposthaufen befördert. Da der Draht nicht verzinkt ist, verrostet und zerfällt dieser bald. Im nächsten Schritt werden die Hopfendolden von den restlichen Bestandteilen der Pflanze getrennt. Mit einem Saugwindgebläse saugt die Maschine die Blätter mit ihrer vergleichsweise großen Oberfläche an. Im nächsten Schritt nutzt man schräg verlaufende Gummibänder, um die Dolden von den verbleibenden Stängeln und Blättern zu trennen. Die Dolden kullern hinunter, die restlichen Bestandteile bleiben auf dem Band und werden damit zum Kompost transportiert.

Hopfengut No20
© Hopfengut No20

Das Darren

Das Resultat der Ernte ist zu 99 Prozent reines Doldenmaterial. Dieses hat ein hervorragendes Aroma, ist allerdings noch nicht konserviert. Aus diesem Grund wird der Hopfen jetzt schnellstmöglich in die Darre überführt. Ein großes Heißluftgebläse trocknet den Hopfen schonend von einem Wassergehalt von circa 70 Prozent auf eine Restfeuchte von 10 Prozent herunter. So sind die Dolden immer noch stabil, aromatisch und vor allem haltbar. Die große Herausforderung ist es an dieser Stelle, den Hopfen zum idealen Zeitpunkt aus der Darre zu entnehmen. Zu lang gewartet und der Hopfen ist zu trocken. Holt man den Hopfen zu früh aus der Darre, können die Dolden aufgrund des zu hohen Wassergehalts verderben.

© Hopfengut No20

Ist der Hopfen ausreichend getrocknet, lässt man ihn in den Konditionierungskammern abkühlen und homogenisieren. Dabei wird der unterschiedlich hohe Feuchtigkeitsgehalt in den einzelnen Dolden ausgeglichen. Letzte Aufgabe ist es, die Dolden in den Sack zu pressen. Bis zu 60 Kilo Doldenmaterial wird mithilfe der Ballenpresse in den Sack gedrückt. In dieser Form lassen sich die Ballen weiter zu den Verarbeitungswerken oder direkt zu den Brauereien transportieren. An einem Tag können wir auf dem Hopfengut bis zu 60 Ballen Hopfen produzieren. Nach 30 Tagen sind unsere über 150.000 Pflanzen abgeerntet und wir können wieder durchatmen.

In diesen Tagen stecken wir mitten in der Ernte. Jetzt zeigt sich – nach der langen Zeit der Unsicherheit – wie die Ernte geworden ist. Für unseren Hof in Tettnang können wir sagen: Bei uns in der Region war hatten wir einen optimal verlaufenen Sommer mit immer wieder ausreichend Niederschlägen. Deshalb wird es eine wirklich gute Ernte bei uns werden.

Lukas Locher

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