Hopfen aus eigenem Garten

Das eigene Bier zu brauen, ist bei vielen Bierliebhabern irgendwann Thema.
Die Hobbybrauerszene ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Das hat dazu geführt, dass auch einige Events speziell in diesem Bereich ins Leben gerufen wurden. Geht man einen Schritt weiter, probiert man sich möglicherweise auch als Hopfenbauer: im kleineren Stil, in der Regel eben als Hobbybrauer, im eigenen Garten oder sogar auf dem Balkon. Einmal im Jahr lässt sich dann ein Frischhopfenbier brauen.
Foto: Gracia Sacher

Hopfenpflanzen im eigenen Garten – sowohl optisch als auch aus Brauersicht ein echtes Highlight. Sie sind Schattenspender und Brauzutat und stimmen Standort und Pflege, kann man ihnen buchstäblich beim Wachsen zusehen: Jeden Tag sind etwa zehn Zentimeter möglich, bei optimalen Bedingungen können sie pro Woche auch einen Meter zurücklegen. Hopfen sind mehrjährige Pflanzen. Innerhalb einer Saison können sie durchschnittlich je nach Sorte eine Höhe von sieben bis acht Metern, bei sehr guter Versorgung und den entsprechenden Möglichkeiten, auch zehn Meter erreichen.

Optimale Wachstumsbedingungen für Hopfenpflanzen

Zum Brauen kommen ausschließlich die weiblichen Pflanzen in Betracht. Ein Anbau in Kübeln ist möglich, diese sollten jedoch möglichst groß ausfallen. Zu beachten ist auch, dass der Pflegeaufwand höher ist. Außerdem werden die Pflanzen nicht dieselbe Höhe erlangen können wie im Freiland, da der Platz zum Ausbreiten der Wurzeln fehlt. Wichtig ist ein sonniger, mindestens ein halbschattiger Standort. Möchte man den Hopfen zum Brauen verwenden, ist zu bedenken, dass man im Pflanzjahr nicht unbedingt mit Ertrag rechnen sollte. Das erste Jahr benötigt die Pflanze hauptsächlich für ihre Entwicklung.

Die Erde sollte locker und nährstoffreich sein, dabei ist ein höherer Tonanteil optimal. Wer einen Kompost sein Eigen nennt, tut den Pflanzen mit Komposterde etwas Gutes. Spezielle Dünger – erst ab einer Wuchshöhe von einem halben Meter zu verwenden – helfen bei der Versorgung mit Nährstoffen. Pflanzt man die Hopfen in einen Kübel, sollte man auf eine hochwertige Kübelpflanzenerde zurückgreifen.

Da Hopfenpflanzen eine enorme Wuchsleistung erbringen, benötigen sie dementsprechend viel Wasser. An heißen Tagen muss man durchaus zweimal Gießen einplanen. Staunässe ist zu vermeiden.

Wer Hopfenpflanzen im Handel erwirbt, erhält sie in der Regel als Jungpflanzen. Diese werden ab Mai, ältere Pflanzen bereits ab Ende März eingepflanzt. Auch der Herbst (Ende September bis November), wenn sich die Pflanzen in Winterruhe befinden, stellt einen möglichen Zeitraum dar, jedoch eignet sich das Frühjahr deutlich besser.

Kauft man Hopfenpflanzen eher, sodass ein Einpflanzen noch nicht möglich ist, gilt es, den Hopfen bis dahin richtig zu lagern und zu versorgen. In diesem Zusammenhang wichtig: ein schattiger Standort draußen (Frost vertragen die Pflanzen, Temperaturschwankungen nicht), und das einmalige Kürzen auf drei Sprossknoten. Dann sollten die Pflanzen im Mai bereits sehr gut ausgetrieben sein.

Hopfen zählen zu den Lianen. Ihre beeindruckende Höhe kann die Pflanze nur dann erreichen, wenn man ihr eine entsprechende Kletterhilfe zur Verfügung stellt. Wichtig ist auf eine dem Wetter trotzende Qualität und Stabilität zu achten. Im dritten Jahr erreichen die Pflanzen ihr Wachstumsoptimum, so kann je nach Anzahl der Pflanzen und Triebe ein beachtliches Gewicht entstehen. Ideal sind Schnüre, Drähte sowie Holz- oder Metallstangen.

Beliebt ist es, die Triebe so ranken zu lassen, dass sich ein Dach bildet. Hierbei ist jedoch auf eine gewisse Schräglage zu achten. Die Pflanzen wollen „hoch hinaus“ und geben sich nicht mit einem waagerechten Wuchs zufrieden. Die Höhe der Kletterhilfe sollte mindestens drei Meter betragen.

Um kräftige Reben und möglichst große Dolden zu bekommen, sollte man pro Pflanze nicht mehr als zwei bis drei mal drei bis vier Triebe wachsen lassen. Die restlichen Triebe werden entfernt, denn generell gilt: je weniger Triebe, desto kräftiger und größer die Pflanze. Zu Beginn des Wachstums sollte man die Triebe anleiten: im Uhrzeigersinn winden diese sich um die Kletterhilfe. Es ist äußerst vorsichtig vorzugehen, da die „Köpfe“ leicht abbrechen können.

Schädlinge – leider ein großes Thema bei Hopfenpflanzen. Zu den häufigsten Übeltätern zählen Blattläuse und Spinnmilben. Während man Blattläuse ziemlich früh zu Gesicht bekommt, muss man auf Spinnmilben besonders dann achten, wenn es wärmer und trocken wird. Beide Schädlingssorten können den Ertrag deutlich mindern; Spinnmilben werden oft erst zu spät erkannt und können die gesamte Pflanze zerstören. Ist ein Befall da, bemerkt man dies an gelben Punkten auf den Blättern, die sich mit der Zeit orange färben. Im weiteren Verlauf sehen die Blätter vertrocknet aus und man erkennt ein feines Gespinst an den Pflanzen – eine Bekämpfung ist in diesem Fall in der Regel zu spät.

Nützlinge stellen eine besonders gute Lösung dar, wenn es um die Schädlingsbekämpfung geht. Einer von diesen erreicht die Pflanzen meist ganz von allein: Marienkäfer gehen gegen die Blattläuse an. Ansonsten kann man, etwa bei starkem Befall, zusätzlich Florfliegenlarven einsetzen.

Spinnmilben lassen sich besonders gut mit Raubmilben bekämpfen. Es gibt spezielle Anbieter (auf den Fotos von „Katz Biotech“), bei denen man unterschiedliche Schädlingsmischungen bestellen kann. Diese werden auf Blättern oder Papier geliefert und lassen sich zwischen die Triebe legen beziehungsweise auf den Blättern verteilen. Praktisch im Gegensatz zu Mittelchen aus dem Gartencenter und Co.: Die Nützlinge breiten sich auf den gesamten Pflanzen aus.

Die Ernte des Hopfens erfolgt je nach Sorte etwa zwischen Ende August und Ende September. Den richtigen Zeitpunkt erkennt man an einer großen Menge Lupulin beim Aufbrechen der Dolde, einer leichten Verfärbung der oberen Deckblättchen sowie einem leichten Knistern beim Zusammendrücken der Dolden. Natürlich geben diese jetzt auch ein intensives Aroma ab. Je nach benötigter Menge lassen sich die Dolden einzeln abzupfen oder die Triebe werden im Ganzen an der Kletterhilfe heruntergeholt.

Richtung Herbst und Winter sterben die Triebe langsam ab: sie werden braun, trocken und unansehnlich. Alle Nährstoffe aus den Trieben und Blättern wurden nun in den Wurzelstock verlagert. Knapp über dem Boden werden die Triebe dann für die Winterruhe abgeschnitten. Im Frühjahr, ab März/April in etwa, wird man wieder neue erkennen.

Die auf den Fotos zu sehenden Hopfenpflanzen stammen aus der Endverkaufsgärtnerei 1A Garten Eickelmann in Geisenfeld in der Hallertau. Der Familienbetrieb wird bereits in vierter Generation von Sabine und Franz Seidl geführt und bietet seit 1985 Hopfenpflanzen für die Landwirtschaft sowie für den Privatgarten an. Neben dem Verkauf von Jungpflanzen kümmert man sich hier auch um die Hopfenvermehrung: Die Jungpflanzen werden aus den selbst angebauten Mutterpflanzen vermehrt und vor Ort im Betrieb kultiviert.

Die Vermehrung erfolgt über Stecklinge. Diese werden per Hand in ein nährstoffreiches Substrat gesteckt. Oberstes Ziel ist hierbei die Vermeidung des Austrocknens. Man legt sie in Wasser und bedeckt sie bei der Anzucht mit einer Folie, um eine 100-prozentige Luftfeuchtigkeit zu erzielen – ohne Wurzeln ist eine Wasseraufnahme nicht möglich.

Die Stecklinge treiben mit der Zeit aus. Die Blätter dienen der Pflanze als Nährstoffreservoir. Sind sie abgestorben, kann die Jungpflanze umgetopft werden und ist bald verkaufsfertig. Durch diese Vermehrungsmethode ist es möglich, viele Jungpflanzen zu gewinnen bei einem vergleichsweise geringen Ausgangsbestand. Durch das im benachbarten Wolnzach gelegene Hopfenforschungszentrum Hüll werden die Pflänzchen regelmäßig auf Erreger überprüft, sodass ein Verkauf von gesunden Pflanzen gewährleistet werden kann.

Bei Eickelmann wird auch der erwähnte Hopfendünger verkauft. Außerdem findet man eine Online-Beratung und viele Tipps rund um die Hopfenpflege. Mehr Infos auf www.eickelmann.de

Gracia Sacher

Diesen Beitrag finden Sie auch in unserem Magazin Bier & Brauhaus, Ausgabe 45 Frühjahr 2-20,
Seite 22-26
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