SuperEIGHT entwickelt Super-8-Filme
Der US-amerikanische Brauer Sam Calagione von Dogfish Head will analoge Biere für das digitale Zeitalter brauen, wie er sagt. Für das analoge Zeitalter steht auch die Firma Kodak – sogar mehr, als ihr lieb sein dürfte. Denn sie gilt als einer der Verlierer des digitalen Vormarsches, da sie zu lange auf analoge Technik gesetzt hat. In einer ungewöhnlichen Kollaboration zwischen den beiden Unternehmen braut Dogfish Head nun eine Gose, deren pH-Wert so niedrig ist, dass man mit ihr Super-8-Filme entwickeln kann. Aber geht das überhaupt? Ein Filmentwickler aus Deutschland sagt: Ja.
Craftbier lebt von seinen Geschichten. Denn mit guten Geschichten kann man die Aufmerksamkeit von Bierliebhabern erlangen und sich ein wenig von der Konkurrenz abheben. Eine solche Geschichte erzählt Sam Calagione von der US-amerikanischen Dogfish Head Brewery, einer der charismatischsten und entschleunigtsten Brauer des Landes.
Er habe in einem Podcast der Firma Kodak erfahren, dass Bier Super-8-Filme entwickeln könne, wenn dessen pH-Wert niedrig genug sei. Das habe ihn motiviert, ein ebensolches Bier zu brauen. Herausgekommen ist das SuperEIGHT, eine Gose, die mit neun zusätzlichen Zutaten gebraut wurde: Birne, Mango, Boysenbeere, Brombeere, Himbeere, Holunderbeere, Kiwi, Quinoa sowie mit rotem Meersalz aus Hawaii. Die Farbe der Gose ist rot, der Geschmack, nun ja, sauer.
Sam versichert, dass man mit seiner Gose Kodaks Super-8-Filme entwickeln kann. Aber geht das wirklich? „Ja“, sagt Martin Schneider von der Firma „Die Film–Retter“, die sich unter anderem auf das Digitalisieren von Super-8-Filmen spezialisiert hat. „Super-8-Filme enthalten Silberbromid, das beim Entwickeln mit Säure reagiert. In Deutschland gibt es einige Filmfreaks, die Super-8-Filme mit allen möglichen Getränken entwickeln: Kaffee, Whisky oder auch Bier.“
Man müsse diese Getränke aber vorher präparieren, damit sie die Eigenschaften einer Säure erhalten. „Dafür gibt man normalerweise Vitamin C hinzu“, sagt Martin. „Das senkt den pH-Wert.“ Bei dem SuperEIGHT kann dieser Schritt wohl entfallen. „Aber man muss den fertigen Film hinterher noch fixieren“, erklärt der Film-Experte. „Dafür nimmt man Salzwasser.“ Für die Umwelt sei es übrigens gut, Bier statt der üblicherweise verwendeten Chemikalien zu verwenden. Denn dann müsse man diese Chemikalien hinterher nicht entsorgen. Einen Nachteil hat das Entwickeln mit Bier allerdings: „Die Kontraste auf dem fertigen Film sind ziemlich weich“, sagt Martin. „Und der Film hat einen Blaustich.“
Das SuperEIGHT wurde in diesem Monat in den USA auf den Markt gebracht. Vielleicht findet es bei seinen ganzen Vorzügen ja auch den Weg nach Deutschland.
Falk Osterloh