Altstadthof verklagt Tucher

Der Geschäftsführer der Nürnberger Gasthausbrauerei Altstadthof verklagt Tucher Bräu wegen einer vor kurzem gestarteten Marketingkampagne.
Nürnberger Altstadthof

Altstadthof verklagt Tucher

Vor kurzem hat die zu Dr. Oetker gehörende Tucher Bräu aus Nürnberg zwei neue Biere auf den Markt gebracht, die als „Nürnberger Holzfassbiere“ beworben werden: das Rotbier naturtrüb und das Lager Hell. Beide seien mit im „Eichenholzfass gereiftem Bier veredelt“, wie es heißt. Das Rotbier werde dabei im Alten Sudhaus am Nürnberger Schillerplatz gebraut. Reinhard Engel, Inhaber der Nürnberger Gasthausbrauerei Altstadthof, glaubt das nicht. Und hat Tucher verklagt.

Der Altstadthof war im Jahr 1984 die erste gewerbliche Neuanmeldung einer Brauerei seit dem Ersten Weltkrieg. Die Brauerei sollte als Versuchsbrauerei für die Neumarkter Lammsbräu dienen und die erste Öko-Brauerei Deutschlands werden. Reinhard Engel war im Auftrag der Lammsbräu zunächst Braumeister und später technischer Leiter der Brauerei. 1996 übernahm er sie. Bekannt ist die Brauerei über die Grenzen Mittelfrankens hinaus vor allem für die Wiedereinführung des Rotbiers, das in der frühen Neuzeit in Nürnberg noch weit verbreitet war, aufgrund der komplizierten Brauweise aber später durch andere Stile abgelöst wurde (siehe B&B Heft 35).

Kritik an „Craft-Washing“

Mittlerweile haben viele Brauereien der Region das Rotbier wiederentdeckt, so auch die Tucher Bräu. Begleitet von einer medialen Kampagne, in der insbesondere der handwerkliche Brauprozess im Fokus steht, wurde das Bier überregional auf den Markt gebracht. Medienberichten zufolge ärgert sich Reinhard vor allem über diese Marketingkampagne. „Hier wird Tradition nur vorgetäuscht und der Verbraucher bewusst hinters Licht geführt“, wird er in der Mainpost zitiert.

Auf dem Produkt werde seiner Meinung nach fälschlicherweise suggeriert, dass das Rotbier wie in einer kleinen Manufaktur und nicht in einem großen Industriebetrieb hergestellt wird. Reinhard kritisiert laut Mainpost, dass die Tucher Bräu auf dem Etikett schreibt, das Bier werde im Alten Sudhaus am Nürnberger Schillerplatz gebraut. Reinhard ist sich hingegen sicher, dass das Rotbier in der großen Fürther Brauerei produziert wird und bezeichnet die Marketingaktion als „Craft-Washing“. Deshalb hat er der Mainpost zufolge vor dem Amtsgericht Nürnberg-Fürth eine Unterlassungsklage gegen Tucher angestrengt, mit der er durchsetzen will, dass Tucher auf die aus seiner Sicht „irreführende“ Herkunftsbezeichnung und Herstellungsbeschreibung verzichtet. Mit einem Urteil des Amtsgerichts ist ab dem kommenden Jahr zu rechnen.

Falk Osterloh

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