Kampf der Giganten. Alt

Im Bier & Brauhaus treten vier der großen Biere eines Stils in einem Kampf der Giganten an
Im „Kampf der Giganten“ treten vier große Altbiere gegeneinander an: das Schlüssel, das Uerige, das Füchschen und das Candy Kaiser aus Schottland. Welches ist das Beste?
Schlüssel Alt Flasche
Original Schlüssel Bier

Kampf der Giganten. Alt

Zu jedem Bierstil gibt es weltweit einige Marken, die Bierliebhaber zum Schwärmen bringen. In Bier & Brauhaus treten vier der großen Biere eines Stils in einem Kampf der Giganten gegeneinander an. Wer wird gewinnen? Welches Bier ist das Beste der Besten?

Als untergäriges Bier im 19. Jahrhundert seinen Siegeszug durch Deutschland antrat, verschwanden obergärige Biere nach und nach von der Landkarte. Ausnahmen bildeten das Weißbier, das Kölsch und das Düssel, die regional weiterhin erfolgreich blieben. Letzteres änderte im Laufe der Jahre seinen Namen – Düssel klingt ja auch irgendwie nicht so geil. Da es nach obergäriger, also alter, Brauweise hergestellt wurde, setzte sich für das dunkle, kräftig gehopfte Bier aus dem Rheinland bald der Name Alt durch.

Im Unterschied zum Kölsch oder der Berliner Weißen ist das Alt dabei keine Herkunftsbezeichnung, das heißt, Alt kann überall gebraut werden. So liegen große Altbierbrauereien dann auch in Issum am Niederrhein oder in Korschenbroich bei Neuss. Natürlich ist und bleibt jedoch Düsseldorf die Althochburg, nicht zuletzt, weil von dort die besten, da geschmacksstärksten Altbiere kommen.

Der Anteil von Altbieren am Gesamtausstoß in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. Im Jahr 2015 lag er in seinem Kerngebiet, dem Bundesland Nordrhein-Westfalen, bei einem Anteil von etwa 3 Prozent am Gesamtausstoß. Zum Vergleich: Im selben Jahr hatte Kölsch in NRW einen Anteil von circa 15 Prozent. Das geht aus einer Statistik des Verbandes Rheinisch-Westfälischer Brauereien hervor. Allerdings ist in dieser Statistik der Ausstoß von Diebels und Oettinger nicht enthalten, weil diese Brauereien keine Mitglieder des Verbandes sind. Dennoch kann man sagen: Für Alt läuft es derzeit nicht so gut – zumindest außerhalb von Düsseldorf.

Alt ist einer der bittersten deutschen Bierstile. Während die Bittereinheiten in den vergangenen Jahrzehnten bei den großen Pilsbieren nach und nach zurückgingen, wiesen die geschmackskräftigen Düsseldorfer Altbiere schon in Vorcraftzeiten bis zu 50 Bittereinheiten auf. Erst jetzt, da in Deutschland zunehmend auch IPAs oder Stouts gebraut werden, bekommen die Altbiere im eigenen Land Konkurrenz in Sachen IBU.

Schlüssel Alt

Schlüssel Alt Flasche
Schlüssel Alt

5 % ABV

Die Brauerei zum Schlüssel braut seit dem Jahr 1850 am heutigen Standort in der Bolkerstraße ihr Alt. In den vergangenen fünf Jahren wurde der Ausstoß kontinuierlich um 3 bis 5 Prozent gesteigert. In Kürze ist ein Ausbau der Kapazitäten in der Altstadt geplant. Das Schlüssel Alt hat 30 Bittereinheiten. Es wird mit Pilsner Malz und Carafa Spezial gebraut und mit Tradition und Perle aus der Hallertau gehopft. Es riecht nach roten Früchten und Schwarzem Tee, der Geschmack ist leicht süß, recht bitter, rote Früchte und schwarzer Tee setzen sich fort. Es ist dichter und samtiger als seine Kollegen, wirkt weniger verspielt. Im Nachgeschmack entwickelt sich eine kräftige Bittere, zudem Malzbonbons und dunkles Malz.

Uerige Alt

Uerige Alt Bier

4,7 % ABV

„Uerig“ bedeutet im Düsseldorfer Dialekt „schlecht gelaunt“. Damit sind allerdings nicht die Köbesse gemeint, wie man vielleicht annehmen könnte, sondern der frühere Besitzer der Brauerei, Wilhelm Cürten, der anscheinend häufig schlechter Laune war. Auch bei Uerige sieht es derzeit gut aus. Der Ausstoß stieg in den vergangenen Jahren leicht an; deutlich stiegen zudem die Export­umsätze. Das Uerige Alt gilt als Klassiker unter den Düsseldorfer Hausbrauereien. Es hat 50 Bittereinheiten, wird mit Pilsner Malz, Caramelmalz und Röstmalz gebraut und mit Hallertauer Perle, Hallertauer Mittelfrüh und Spalter Spalt gehopft. Es riecht süß, karamellig, leicht buttrig und fruchtig, nach Himbeeren und Pfirsichen. Sein kräftiger Geschmack ist sehr charakteristisch: viel Karamell und Malzbonbon, Himbeeren, konservierte Erdbeeren, dazu leicht süß und buttrig. Der Nachgeschmack ist trockenbitter.

BrewDog Candy Kaiser

Brewdog Candy Kaiser

5,2 % ABV

Internationale Brauereien nehmen zunehmend deutsche Bierstile in ihr Sortiment auf: Helles, Weißbier, auch Kölsch. Alt findet man bei ihnen jedoch kaum. Eine Ausnahme bildet der schottische Craftbierriese BrewDog, der vor kurzem in Berlin seine erste Bar auf deutschem Boden eröffnet hat. Ihr Alt wird mit Pilsner Malz extra hell, Münchner Malz und Carafa gebraut und mit Magnum und Hersbrucker gehopft. Es hat 45 Bittereinheiten. Das Candy Kaiser riecht nach Honig, Vanille und roten Früchten, zudem nach frischem Getreide. Der Geschmack ist kräftig bitter, kaum süß, recht malzig und fruchtig. Der Nachgeschmack ist trocken und bitter wie ein schottischer Winter. Strenger als seine Kollegen.

Füchschen Alt

Füchschen Alt Bier

4,8 % ABV

In den vergangenen fünf Jahren kratzte das Füchschen beständig an seiner Kapazitätsgrenze von etwa 35.000 Hektolitern pro Jahr. Um die Nachfrage zu bedienen, hat die Brauerei Ende 2016 eine Kapazitätserweiterung auf 50.000 Hektoliter inklusive einer Modernisierung von Sudhaus, Gär- und Lagerkeller vorgenommen. Das Füchschen wird mit Pilsner Malz, Sauermalz, Karamellmalz und verschiedenen Röstmalzen gebraut und mit Hallertauer Tradition gehopft. Es hat 36  Bittereinheiten. Das Füchschen Alt riecht nach roten Früchten und ein wenig dropsig. Gerade im Vergleich zu seinen Kollegen ist es süffig und süß, schmeckt nach Karamell, Himbeeren, konservierten Erdbeeren. Es ist eingängig, vergleichsweise leicht und im Antrunk kaum bitter. Die Bittere entwickelt sich im Nachgeschmack, bis sie trocken, kräftig und erdig ausklingt. Es ist der leichteste und süßeste Vertreter der Altstadtaltbiere.

Die Auflösung

Platz 1: Uerige Alt

Platz 2: Schlüssel Alt

Platz 3: Füchschen Alt

Platz 4: BrewDog Candy Kaiser

Alle vier Altbiere sind super. Aber gerade im Blindtest zeigt sich aus meiner Sicht, dass das Uerige nicht nur das bekannteste der Düsseldorfer Altstadt-Altbiere ist, sondern auch das Beste. An Geschmacksintensität und -vielfalt ist es den anderen überlegen und kommt der häufig zu Unrecht verwendeten Floskel „unverwechselbar im Geschmack“ ziemlich nah. Platz 2 und 3 liegen eng beisammen. Das Schlüssel ist für mich etwas besser, weil es einen schöneren Körper und eine robustere Ausrichtung hat. Das Füchschen ist dafür eingängiger: schön fruchtig und etwas süßer. Das Candy Kaiser hat ein tolles Bukett, aber es ist nicht ganz so ausgewogen. Die Bittere ist überbetont.

Falk Osterloh

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