Brauhaus neulich

Beschaulichkeit in der Brauerei in Berlin-Neukölln
Das Brauhaus neulich braut in der Großstadt Berlin Bier für die Region: für den Neuköllner Kiez. Mit Erfolg.
Neulich Biergarten_quer

Regionalität in der Großstadt

„Beschaulich“ ist wahrscheinlich nicht das erste Wort, das man mit einer Brauerei in Berlin-Neukölln in Verbindung bringen würde. Wenn man aber auf der Holzbank vor dem Neuköllner Brauhaus neulich sitzt und zum Tempelhofer Feld hinüberschaut, kommt einem das Wort „beschaulich“ ziemlich schnell in den Sinn. Die Brauerei ist ein schönes Beispiel dafür, wie auch – und gerade – in der Großstadt begeisterte Brauer für die Region brauen: ihren Kiez.

Im Berliner Ortsteil Neukölln leben 166.000 Menschen auf 12 Quadratkilometern. Das macht 14.199 Menschen auf einem Quadratkilometer. Zum Vergleich: In ganz Berlin beträgt die Einwohnerdichte 4.088 Menschen pro Quadratkilometer. In Neukölln ist es also ziemlich voll. Und noch in den 2000er-Jahren war Neukölln ziemlich verrufen. Von Ghettos war die Rede, in die sich selbst die Polizei nicht mehr traue.

Das hat sich mittlerweile geändert. Insbesondere der zwischen der wuseligen Hermannstraße und dem Tempelhofer Feld gelegene Schillerkiez (der wegen der Schillerpromenade so heißt) ist zu einem, naja, beschaulichen Stück Großstadt geworden. Hier liegt das Brauhaus neulich.

© Brauhaus neulich

Auf einem Campingplatz in Brandenburg

Angefangen hat alles auf einem Campingplatz in Brandenburg. 2016 hatten vier junge Leute die gute Idee, hier auf einer selbstgezimmerten Brauanlage Bier zur Selbstversorgung zu brauen. Das Bier kam so gut an, dass sie 2017 nach Neukölln umzogen und ihr Hobby zum Beruf machten. Geschäftsführer des Brauhauses sind heute Steffen Brückner, ein studierter Chemiker, und Michi Lipp, der aus der Boardsportbranche kommt.

„Wir verstehen unsere Marke als trinkbares, besonderes Szenebier“, sagt Steffen zu B&B. „Das Brauhaus neulich ist unsere Experimentierbasis. Dabei ist alles erlaubt.“ Die Biere gibt es bislang vor allem vom Fass, darunter Helles, Rye IPA und Oatmeal Stout. Ein Bier gibt es bislang aus der Flasche, das Summer Ale, ein leichtes, mit Weizenmalz gebrautes Pale Ale mit 25 IBU, gehopft mit Vic Secret, Monroe und Comet. Weitere Flaschenbiere sollen folgen. „Alles, was in die Flasche kommt, soll eine gute Trinkbarkeit aufweisen“, sagt Steffen.

© Brauhaus neulich

Der Laden läuft

Die meisten Kunden kommen aus Neukölln, viele direkt aus dem Schillerkiez. Und der Laden läuft. Seit der Eröffnung vor drei Jahren konnte der Umsatz jedes Jahr gesteigert werden. „Wir sind auch stark vernetzt in der Berliner Musik- und Clubszene und so ist das Brauhaus neulich auch Kulturstätte und nicht nur Bierkonsumort“, erzählt Steffen. „Wir haben regelmäßig Musik- und Kulturveranstaltungen aller Art bei uns.“

© Brauhaus neulich

Zuerst hat Steffen die Biere selbst gebraut. Vor einem Jahr haben sie dann „einen wunderbar engagierten Brauer“ gefunden, wie Steffen sagt: Sam Howard aus Hawaii. Vor einem Jahr ist auch das Han-West mit ins Brauhaus neulich gezogen, ein Restaurant, in dem asiatische Dumplings hergestellt werden. „Bald haben wir dann auch ab Mittag geöffnet und verkaufen selbstgemachte Dumplings und selbstgebrautes Bier“, sagt Steffen.

Lieferservice in Coronazeiten

Zurzeit hat das Brauhaus neulich aber dieselben Probleme wie alle anderen Gasthausbrauereien des Landes: Es ist wegen der Coronakrise geschlossen. Steffen und Michi haben mit einem Lieferservice auf die Situation reagiert.

© Brauhaus neulich

Jetzt kann man neulich-Bier per E-Mail über orders@brauhaus-neulich.de bestellen und sich nach Hause liefern lassen, wenn das Zuhause in den Berliner Bezirken Friedrichshain, Kreuzberg, Neukölln oder Alt-Treptow liegt. Ab einer Bestellung von drei Kisten kann man auch in anderen Berliner Bezirken wohnen. „Der Lieferservice läuft gut“, meint Steffen und ist zuversichtlich: „Wir werden die Krise mit der Hilfe vom Staat, also dem Kurzarbeitergeld und KfW-Krediten, meistern.“

Zudem gibt es ein Crowdfunding, mit dem die Brauerei die schwere Zeit überstehen will, damit hinterher das dreijährige Bestehen des Brauhauses umso größer gefeiert werden kann. Hier kann man das Brauhaus dabei unterstützen: https://www.brauhaus-neulich.de/crowdfunding.

PS: Apropos Berlin: Vom 8. bis 15. August findet die Bier & Brauhaus-Reise nach Berlin statt, eine kulinarische Entdeckungsreise in die Hauptstadt, geleitet von Bierjournalist und B&B-Autor Peter Eichhorn. Ein Fest! Mehr dazu unter hier.

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