So wurde einst Alkoholgenuss gefeiert: Die Gesellschaft zur Bekämpfung der Nüchternheit

August der Starke war bekannt für seine Kraft, seine prunkvollen Feste und seine Vorliebe für Alkohol.
Mit der Gründung der „Gesellschaft zur Bekämpfung der Nüchternheit“ hatte er jedoch etwas ganz anderes zum Ziel, als der Titel zunächst vermuten mag.
Die Gründung der Gesellschaft für Nüchternheit geht wohl auf die Vorliebe für üppige Gelage von August des Starken zurück.

August der Starke, der von 1670 bis 1733 lebte und als Kurfürst von Sachsen sowie König von Polen regierte, war bekannt für seine enorme körperliche Stärke, seine prunkvollen Feste und seine Leidenschaft für Wein und andere alkoholische Genüsse. In der höfischen Gesellschaft des Barock spielte der Genuss von Speisen und Getränken eine große Rolle, und August der Starke war ein Mann, der das Feiern liebte. Im Rahmen seiner Feierfreudigkeit wird ihm die Gründung einer „Gesellschaft zur Bekämpfung der Nüchternheit“ zugeschrieben.

Diese Gesellschaft war jedoch keine offiziell politische oder soziale Bewegung, sondern ein reiner Scherz, der vor allem dazu diente, das gesellige Trinken und das Feiern am sächsischen Hof zu zelebrieren. Gegründet worden ist die Gesellschaft während der Karnevalsfeierlichkeiten 1728 in Dresden, ihren Sitz hatte sie im Keller des von Johann Christoph Knöffel errichteten Kurländer Palais.

Warum wurde die Gesellschaft gegründet?

Der Gründung dieser Gesellschaft lag wohl die Vorliebe Augusts des Starken für üppige Gelage zugrunde. August und sein Hofstaat hielten exzessive Feste ab, bei denen es nicht nur um die Darstellung von Reichtum und Macht ging, sondern auch um die Freude am Leben und den Genuss. Die „Bekämpfung der Nüchternheit“ war dabei ein humorvoller Ausdruck der Ablehnung von Abstinenz und der Betonung von Lebensfreude und Geselligkeit. Es wird berichtet, dass August der Starke eine enorme Trinkfestigkeit besaß, und diese Gesellschaft könnte ein Ausdruck seiner persönlichen Haltung gewesen sein, den nüchternen Lebensstil als „langweilig“ oder „unnatürlich“ zu betrachten. Historische Anekdoten besagen, dass er stolz darauf war, auch große Mengen Alkohol zu vertragen, und dass er seinen Hofstaat in dieser Hinsicht herausforderte.

Freude am Alkoholgenuss

Die „Gesellschaft zur Bekämpfung der Nüchternheit“ war eine rein symbolische und humoristische Vereinigung, die keine formellen politischen Ziele verfolgte. Ihr Zweck bestand lediglich darin, die Freude am Alkoholgenuss und das gemeinsame Feiern zu fördern. Sie spiegelte den barocken Lebensstil wider, der von Prunk, Überfluss und Hedonismus geprägt war. Feste und Gelage waren wichtige gesellschaftliche Ereignisse, und die Gesellschaft war im Grunde eine satirische Art, den exzessiven Genuss zu zelebrieren und als Lebensprinzip zu verteidigen.

Die „Mitglieder“ der Gesellschaft waren zumeist Höflinge und Adelige, die August auf seinen Festen begleiteten. Die Gesellschaft soll 25 Regeln gehabt haben, die den zugelassenen Mitgliedern schriftlich bekannt zu geben waren und auf die sie zu geloben hatten. Die Sitzungen fanden an einem großen runden Tisch statt, den August der Starke von seinen Hofschreinern extra hatte anfertigen lassen. In ihrer Dissertation „Die Heiratspolitik der Wettiner in der Neuzeit“ beschreibt Anne-Simone Raus, dass der runde Tisch ein Symbol war, der absolute Gleichheit symbolisierte. Er war mit einer Intarsie des Siegels der Gesellschaft verziert.

Humor und Heiterkeit statt Kummer und Sorgen

Um ein achteckiges Kreuz standen die sechs Buchstaben „Gayete“, was Fröhlichkeit bedeutet. In der Mitte der Intarsie war eine Rose dargestellt als Symbol für „sub rosa“. Die lateinische Wendung sub rosa (wörtlich „unter der Rose“) hat die Bedeutung „unter dem Siegel der Verschwiegenheit“. Am Tisch während der Versammlungen durfte nicht über Sorgen, Kummer oder Geschäfte gesprochen werden. Erwünscht waren Unterhaltungen mit gutem Humor, Heiterkeit und eine „muntere Laune“. Außerdem durfte keine Fremdsprache gesprochen werden. Freistellungen vom Trinken gab es nur, wenn aus gesundheitlichen Gründen Mäßigung nötig war.

Dresden als Zentrum der Gesellschaft für Nüchternheit

Da August der Starke überwiegend in Dresden, der Hauptstadt des Kurfürstentums Sachsen, residierte, war die Stadt das Zentrum der Aktivitäten dieser Gesellschaft. Dresden war unter August dem Starken ein Ort des Glanzes und der Prachtentfaltung, insbesondere mit dem Bau des berühmten Zwingers und den barocken Prachtbauten. Die Gesellschaft zur Bekämpfung der Nüchternheit war ein integraler Bestandteil dieses höfischen Lebensstils, der von verschwenderischen Festen und Gelagen geprägt war. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Gesellschaft in erster Linie eine Anekdote aus der Geschichte Augusts des Starken ist und nie eine offizielle Institution war. Sie diente dazu, die Vorliebe des Kurfürsten für rauschende Feste zu unterstreichen und die humorvolle Ablehnung eines nüchternen Lebensstils zu verdeutlichen.

Nach Augusts Tod 1733 verschwand diese „Gesellschaft“ als Teil des höfischen Amüsements. Heute existiert sie nicht mehr, obwohl die Idee dieser Gesellschaft immer noch in Geschichten und Anekdoten über August den Starken weiterlebt.

Textquelle: PotzBlitz, Die Hauszeitung des SchillerGartens zu Dresden-Blasewitz, 20. Jahrgang, 4. Ausgabe, November 2024. Autorin: Daniella Fischer.

Hier einige der Ideen, die man den Regeln dieser Gesellschaft zuschreibt:

1. Der Genuss von Alkohol ist Pflicht. Wer an den Treffen teilnimmt, darf nicht nüchtern bleiben.

2. Nüchternheit ist verpönt – Nüchternheit wird als unhöflich und unangemessen betrachtet.

3. Maßhalten gilt als Schwäche – Das Maßhalten oder der bewusste Verzicht auf Alkohol ist zu vermeiden.

4. Jeder Anwesende muss trinken – Es wird erwartet, dass alle Teilnehmer gleichermaßen am Genuss teilhaben.

5. Es gibt keine Entschuldigung für Nüchternheit – Wer sich weigert zu trinken, muss humorvolle Sanktionen hinnehmen.

6. Trinksprüche sind erwünscht – Vor jedem Trinken sollte ein passender Trinkspruch oder ein humorvolles Zitat vorgetragen werden.

7. Alkohol ist ein Mittel der Freundschaft – Trinken soll die Gemeinschaft fördern und Menschen zusammenbringen.

8. Es gibt keinen leeren Becher – Becher und Gläser müssen immer gefüllt sein, denn ein leerer Becher gilt als Zeichen der Vernachlässigung.

9. Das Trinken muss zelebriert werden – Der Akt des Trinkens sollte feierlich und mit Genuss durchgeführt werden.

10. Geselligkeit steht im Mittelpunkt – Trinken ist ein Mittel, um Geselligkeit und Spaß zu haben, und darf nie in Einsamkeit geschehen.

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