Berliner Hobbybrauer gründen Verein
Die Hobbybrauer, die wir bisher in B&B vorgestellt haben, leben und brauen alle auf dem Land. Doch natürlich gibt es auch in Städten viele Hobbybrauer. In Berlin hat sich vor Kurzem ein neuer Verein gegründet, der bis heute eine schwungvolle Mitgliederentwicklung erlebt hat. Ob das Vereinsleben in der Stadt anders aussieht als auf dem Land und ob der städtische Hobbybrauer generell anders tickt als der ländliche, erklären die Braufreunde Berlin.
Wir sind ein Verbund von Hobbybrauern aus Berlin und Brandenburg. Aus anfänglichen regelmäßigen Treffen einer kleinen Hobbybrauertruppe in verschiedenen Craftbierbars und Brauhäusern ist Ende des Jahres 2014 die Idee zur Gründung eines Vereins entstanden. Das Ziel war hierbei klar: sich in der Berliner Hobbybrauerszene besser zu vernetzen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Wir wollten uns gemeinsam organisieren, die Freude an unserem wundervollen Hobby gemeinsam genießen und das Brauchtum Bierbrauen erhalten und verbreiten.
Der offene Stammtisch ist das Herzstück unseres Vereins
Unser Verein hat trotz seiner noch recht kurzen Geschichte schon reichlich an Fahrt aufgenommen. Waren es zur Gründung im Januar 2016 noch zehn Mitglieder, sind es derzeit schon ein bunter Haufen aus 36 Einzelcharakteren, deren Meinungen es in einer monatlichen Sitzung unter einen Hut zu bringen gilt. Dabei versuchen wir, die einzelnen Stärken und Vorlieben der Mitglieder zu fördern und zu fordern, und binden diese in eigenen Untergruppen ein, welche einzelne Themenkomplexe betreuen. Dies umfasst zum Beispiel die Planung und Erstellung von Seminaren oder Veranstaltungen, die Durchführung von gemeinsamen Gypsysuden oder auch die Medienarbeit des Vereins.
Die Braufreunde Berlin e.V. sind ein moderner und offener Verein. Wir organisieren uns zwar hauptsächlich über das vereinsinterne Forum, jedoch ist eines der wichtigsten Herzstücke unseres Vereinslebens der offene Hobbybrauerstammtisch, den wir seit Juni 2016 monatlich veranstalten. Hierzu ist jeder Berliner oder Brandenburger Hobbybrauer oder solche, die es werden wollen, stets herzlich eingeladen. In geselliger Runde wird bei selbstgebrauten Bieren gemeinsam gefachsimpelt, diskutiert und philosophiert, was die Themen Bier, Brauen und die Szene rund um und in Berlin hergeben. Immer wieder bekannte, aber auch neue Gesichter, Biere und Geschichten bestätigen dabei, dass es sich um ein echtes Erfolgskonzept handelt. Und auch die eine oder andere Freundschaft ist dabei schon entstanden. Auf Veranstaltungen wie zum Beispiel der „Handgemacht Berlin“ oder „Wurst und Bier“ in der Kreuzberger Markthalle Neun sind wir gern vertreten und demonstrieren dort den Zuschauern anhand von Showsuden, dass jeder zu Hause Bier brauen kann. Oder wir führen Seminare durch, auf denen wir Fehlgeschmäcker analysieren.
Studenten, Polizisten, Chemiker
Berlin ist groß und vielseitig und voller Leben. So ist es auch nicht verwunderlich, dass auch wir uns aus verschiedensten Mitgliedern zusammensetzen. Vom Studenten über den erziehungswissenschaftlichen Mitarbeiter, Polizisten, Ingenieur, Chemiker, Theologen oder auch Azubi zum Brauer und Mälzer sowie IT-Spezialisten sind wir genauso vielseitig wie unsere Brauanlagen und die von uns favorisiert gebrauten Bierstile. Eine gemeinsame Anlage haben wir (noch) nicht, denn Platz ist in Berlin wahrlich ein Luxus.
So kocht halt jeder sein eigenes Hopfensüppchen, und wir treffen uns dann und vergleichen die Ergebnisse. Während der eine mit Töpfen auf dem heimischen Herd braut, haben andere den klassischen Kunststoffeimer und Einkocher. Wieder andere brauen mit selbstgebauten Anlagen, und einige haben gleich mehrere Anlagen oder vollautomatische Systeme. Gas oder Elektro, Bottich 1- oder Infusionsmaischverfahren, klassische deutsche Bierstile oder lieber total verrückte englische und amerikanische Biere, fernab vom Reinheitsgebot – das ist uns egal, und jeder hat so seinen ganz eigenen Standpunkt. Gut so! Denn erst Reibung erzeugt schließlich Wärme.
Großkonzerne und Trittbrettfahrer mögen wir nicht
Nun könnte man meinen, dass gerade in Berlin sehr viel gerieben wird, guckt man sich die Brauereidichte und die Craftbierszene an. Wir sehen das anders. Viele Berliner Brauer sind nicht nur unsere Vorbilder, sondern haben sich auch als Weggefährten und Freunde erwiesen. Zum Beispiel Johannes Heidenpeter (Heidenpeters), Oliver Lemke (Lemke Berlin) oder Philipp Brokamp (Hops & Barley), aber auch viele andere haben uns stets unterstützt. Dafür danken wir jedem einzelnen.
Wir finden es toll, wie gut die Berliner Craftbierszene zusammenarbeitet, und wünschen uns mehr davon. Jedoch spielt für uns die Qualität eine sehr große Rolle. Trittbrettfahrer, die schlechtes Bier für teure Münze verkaufen wollen, oder Großkonzerne, die bisher vornehmlich durch Quantität hervorstachen und nun versuchen, mit den Craftbrauern mitzuziehen, mögen wir nicht. Ein sauberes Helles, ein frisches IPA oder ein malziges Stout, ein schlankes, hopfig-aromatisches Pils oder auch gern eine mildsaure, spritzige Berliner Weiße in bester Gesellschaft – das ist für uns nicht „Craft“, sondern Braukunst, und diese wünschen wir uns nicht nur für Berlin. Wir hoffen, dass es irgendwann in jedem Kiez eine Braugaststätte, eine Craftbierbar oder ein Brauhaus gibt, in denen den Menschen wieder gezeigt wird, wie toll regionales Bier ist.
Der Unterschied zwischen Hobbybrauern aus Berlin und aus anderen Orten der Republik ist aus unserer Sicht übrigens überhaupt nicht groß. Hier kann man sich höchstens leichter treffen, weil man nicht mit dem Auto fahren muss. Aber ansonsten sind Hobbybrauer doch überall recht gleich gestrickt.
Braufreunde Berlin