Weihenstephan investiert im neuen Braukeller in intelligente Lüftungstechnik

Die älteste Brauerei der Welt, die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan, investiert nach und nach in die Modernisierung ihrer Braustätte auf dem Weihenstephaner Berg in Freising.
Zuletzt wurde nach nur 1 ½ Jahren Bauzeit ein neuer Braukeller eingeweiht. Beim Bau dieses Kombikellers setzte das Unternehmen auf die Experten von Kiefer Klimatechnik, die sich unter anderem auf den Anlagenbau in der Getränkeindustrie spezialisiert haben.
Im neuen Kombikeller der Brauerei Weihenstephan haben insgesamt 24 Biertanks Platz. © Fototcraft: Christian Schranner

„Älteste Brauerei der Welt“ und „älteste noch bestehende Braustätte der Welt“ – die Brauerei Weihenstephan ist zurecht stolz auf ihre bewährte Tradition und besonders auf ihre verschiedenen Biersorten. Damit die rund 1000-jährige Braukunst auch in der Zukunft erfolgreich ist, erstellte das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Technischen Büro Weihenstephan einen Masterplan, der nun sukzessive umgesetzt wird. Neben einem neuen Logistikzentrum, einer neuen Entalkoholisierungsanlage und einer neuen Filtration entstand nun auch ein neuer Braukeller.

Die Gründe hierfür waren vielfältig: Aufgrund der vor allem im Sommer steigenden Nachfrage nach untergärigen Bieren wie Helles, Pils oder Festbier erreichte der bisherige Keller seine Kapazitätsgrenze. Denn für diese Spezialitäten benötigt man niedrigere Temperaturen sowie längere Gär- und Lagerzeiten. Als ursprünglich auf obergäriges Weißbier spezialisierte Brauerei waren die alten Tanks dafür weder volumentechnisch noch wirtschaftlich ausgelegt. Die Auslagerung des neuen Logistikzentrums schaffte wiederum freie Flächen, so dass der neue Keller direkt an die bestehenden historischen Gebäude angebaut werden konnten.

Spezielle Anforderungen für optimale Modernisierung

Im Juli 2024 feierte die Brauerei die Eröffnung des neuen Kombikellers. Insgesamt ist nun Platz für 24 Biertanks, davon wurden in der ersten Ausbaustufe drei kleine und vier große Drucktanks, vier Kombitanks sowie ein Althefetank installiert. Damit kann künftig sehr flexibel auf die Nachfrage nach ober- und untergärigen Bieren reagiert werden. Vorangegangen war dem Projekt eine ausführliche einjährige Planungsphase. Denn vor allem bei der Klimatechnik galt es besondere Anforderungen zu berücksichtigen.

Ein Bierkeller ist ein hygienisch hochsensibler Produktionsbereich mit klaren Vorgaben an Temperatur, Feuchte und maximale Kohlendioxidwerte, Hygiene und Raumluftströmung. Beispielsweise mussten alle Einbauteile aus Edelstahl bestehen, um der regelmäßigen Reinigung mit Säuren und Laugen sowie Korrosion standzuhalten. Neben der Hygiene ist vor allem die Wärme- und Feuchteabfuhr wichtig. Hierfür holte sich die technische Leitung der Brauerei Weihenstephan erfahrene Experten in der Lüftungstechnik an die Seite. Die Kiefer Klimatechnik GmbH aus Stuttgart plant und realisiert bereits seit über 140 Jahren moderne raumluft- und klimatechnische Anlagen und hat sich dabei unter anderem auf die Getränkeindustrie und insbesondere auf Brauanlagen spezialisiert.

Jahrzehntelanges Know-How für Brauanlagen

Neben zahlreichen erfolgreichen Projekten bei anderen renommierten Brauereien überzeugte Kiefer unter anderem bei einem früheren Auftrag in der Brauerei Weihenstephan. Für einen bereits bestehenden Lagerkeller übernahm das Stuttgarter Unternehmen seinerzeit erfolgreich die Planung und Umsetzung einer Sorptions-Entfeuchtungsanlage. „Beim neuen Kombikeller galt es, die Planungen, technischen Randbedingungen und Schnittstellen zu überprüfen sowie Einbau, Inbetriebnahme, Wartung und Inspektion sicherzustellen“, berichtet Thomas Sigle, Leiter Anlagenbau bei Kiefer Klimatechnik. Er verantwortete im Vorfeld die Abstimmung mit den Architekten und der technischen Leitung, übernahm die Prüfung und koordinierte die anschließende Umsetzung.

Bei der Planung gab es verschiedene Vorgaben zu beachten: Die Einhaltung eines bestimmten Feuchtefensters – das heißt maximal 70 % relative Luftfeuchte im Raum – sollte im Zusammenhang mit den zu erwartenden Oberflächentemperaturen von Raumumschließungsflächen wie Boden, Decke, Wände und Teilen der Brauanlage gewährleistet sein. „Da Medienleitungen mit zugehörigen Einbauteilen teilweise Oberflächentemperaturen unter 0°C aufweisen, soll die Kondensatmenge auf diesen Installationen weitgehend reduziert werden. Das haben wir unter anderem durch eine gleichmäßige Luftverteilung im Raum erreicht“, erläutert Sigle weiter.

Entfeuchtung ist entscheidend

Darüber hinaus galt es auch, die relative Raumluftfeuchte zu begrenzen, um Schimmelbildung zu vermeiden. Dafür musste an den kalten Gebäudeoberflächen die Taupunkttemperatur begrenzt werden. Aufgrund teilweise nasser Bodenflächen in den Kellerräumen und der Infiltration von Außenluft mit hoher absoluter Feuchte ist daher vor allem die Entfeuchtung ein wichtiger Punkt. Dies wird durch Einbringen von entfeuchteter Außenluft gewährleistet. Die Entfeuchtung erfolgt sowohl im Lüftungszentralgerät bei hohen Außenluftfeuchten durch Kondensation in der Wärmerückgewinnungseinheit als auch am Luftkühler der folgenden Nachbehandlungseinheit. Damit können Zuluftfeuchten von 6,1 g/kg entsprechend einer Taupunkttemperatur von 6,5°C erzielt werden.

Sollte nach vorliegenden Betriebserfahrungen noch weiter entfeuchtet werden müssen, ist die Nachrüstung von Sorptionselementen möglich. Damit können absolute Zuluftfeuchten von 1,8 g/kg entsprechend einem Taupunkt von -3°C erreicht werden. Zusätzlich sind die Tanks und die Anlagentechnik so intelligent verrohrt, dass ein Auslaufen des Bieres verbunden mit anschließendem Wegspritzen überwiegend vermieden wird.

Da Kohlendioxid schwerer als Luft ist und sich in geschlossenen Räumen oder tieferliegenden Bereichen wie Kellern leicht ansammeln kann, musste eine solche Anhäufung oder auch das Abströmen in weitere Räume grundsätzlich vermieden werden. Auch in solchen Fällen wird die nachzuführende Außenluft entfeuchtet und das bei der Gärung entstehende Kohlendioxid abgesaugt. Im Havariefall strömt die Außenluft direkt über die in der Außenwand integrierte Jalousieklappe nach.

Beste Technik und modernes Design

In der Brauerei finden oftmals Veranstaltungen, Führungen, Feiern sowie Touristen- und Kundenbesuche statt. Da im neuen Keller auch direkt Bier gezapft werden kann, sollte der Raum bei Bedarf durch eine LED-Showbeleuchtung entsprechend in Szene gesetzt werden können. Aus diesem Grund wurden an das Design der Anlagenplanung und der Raumgestaltung hohe Anforderungen gestellt. Beispielsweise sollten die lufttechnischen Bauteile visuell so integriert werden, dass sie sich optisch ansprechend in den Raum integrieren. Sigle ergänzt: „Deshalb haben wir die an der Wand angebrachten CO2– Erfassungseinrichtungen und die Außenluftnachströmeinheiten aus Edelstahl in enger Abstimmung mit dem Architekten gestaltet.“

Dass sich der neue Kombikeller wie gewünscht bestens auch für große Feierlichkeiten eignet, zeigte sich bei der Einweihung: „Alle Projektbeteiligten waren begeistert und sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, freut sich Sigle. So kann in Weihenstephan weiterhin auf technisch höchstem Niveau Bier gebraut werden – idealerweise noch weitere 1000 Jahre.

Text- und Fotoquelle: Pressemitteilung vom 31.03.25.

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