Von den drei großen Brauereien in Regensburg sind heute zwei – Bischofshof und Spitalbrauerei – in kirchlicher Trägerschaft. Die dritte Braustätte – die Brauerei Kneitinger – wird von einer gemeinnützigen Stiftung geführt. Nicht ganz gewöhnliche Rahmenaspekte. Der Vollständigkeit halber seien auch die kleineren Brauereien erwähnt: Brauhaus am Schloss (früheres Fürstliches Brauhaus) und Regensburger Weißbräuhaus (ehemaliges Brauhaus Johann Albrecht) sowie die Genossenschaftsbräu Regensburg, die aber nur sporadisch und ein wenig außerhalb der Stadtgrenzen ihre Biere herstellt. Dazu kommen noch einige Hobbybrauer.
Braustätten mit kirchlichen Wurzeln
Für die Vergangenheit führt der Autor in seinem Buch für das Regensburger Stadtgebiet 42 Braustätten an, die er detailliert beschreibt. Zwölf davon weisen kirchliche bzw. klösterliche Ursprünge auf, die meisten stellten nach mehr oder weniger langer Zeit und der Übernahme durch weltliche Eigentümer den Betrieb ein. Bischofshof und Spital brauen bis heute. Aber Namen wie Augustiner, Heilig Kreuz, Jakobiner, Jesuiten, Karmeliten, St. Emmeram, St. Klara oder St. Mang verweisen eindeutig auf kirchliche Wurzeln.
Spannende Fakten und Hintergründe
Einige der früheren weltlichen Brauereien waren zum Teil noch bis in die jüngste Zeit tätig: allen voran Thurn & Taxis (Übernahme durch die Paulaner Brauerei Gruppe im Jahr 1996). Andere – zum Beispiel Auer- und Brandl-Bräu – existieren namentlich als Gasthäuser weiter. Herrmann geht ausführlich auf die Fakten und Hintergründe zu diesen und vielen anderen Brauereien ein.
Der Regensburger Verlag Friedrich Pustet hat das knapp 500 Seiten umfassende und mit vielen Bildern garnierte Buch herausgebracht. „Es passt gut in unser Verlagsprogramm“, meinte Verleger Fritz Pustet bei der Buchvorstellung. Er dankte für das gute Miteinander aller Beteiligten, besonders aber dem Autor für die akribische Arbeit bei der Recherche und Prüfung der Quellen, der Suche nach Bildern und Fotos und die Erstellung des Textes. Daher würdigte Pustet den Autor auch als „Karl Bauer der Regensburger Brauerei- und Gasthofgeschichte“.
Ein Buch mit Herzblut
Wolfgang Dersch, Kulturreferent der Stadt Regensburg, bescheinigte dem Buchautor „viel Herzblut“ – und zwar in zweifacher Hinsicht: in Bezug auf das Thema „Bier“ sowie auf die Beschäftigung mit der Geschichte Regensburgs. „Regensburg hat eine lebendige Biertradition, vermutlich bis zu den Römern“, führte Dersch aus. Wichtig sei aber auch der soziale Aspekt als „Treffpunkt für Menschen zum Feiern, Diskutieren, um das Leben zu genießen (…) Das Thema gehört zur DNA von Regensburg“, fasste Dersch zusammen.
Über sein Buch, dessen Entstehungshintergründe und Umsetzung informierte der Autor Franz Herrmann, der 1950 in Regensburg geboren ist und mit seiner Geburts- und Heimatstadt bestens vertraut ist. Im Jahr 2016 war ein Bierkrug seines Großvaters aus dem Jahr 1923 der Auslöser für die Beschäftigung mit diesem Thema. „Ich war erstaunt, welche Brauereien es in Regensburg gegeben hat“, blickte der Autor zurück. Über ein Verzeichnis Regensburger Krüge stieg er tiefer in die Thematik ein und landete schließlich bei den Forschungen des Regensburger „Bierpapstes“ Helmut von Sperl. Herrmanns erste eigene Abhandlung, eine Beschreibung der Spitalbrauerei, bildete dann die Blaupause für die weiteren Vorhaben.
Sammler stellen Fotos zur Verfügung
Wichtig waren ihm aber auch Illustrationen, weshalb er auf die Suche nach Bildern und Utensilien aller Art ging. Viele Sammler stellten ihre Schätze zur Verfügung – zum Teil echte Raritäten. Darüber hinaus mussten viele Quellen ausgewertet, Interviews mit Nachfahren früherer Brauereien geführt und Archive besucht werden. Für die Zeit ab Mitte der 1950er Jahre konnte Herrmann eigene Erfahrungen einbringen. Für zwei Jahre Pause sorgte dann Corona. Im Jahr 2022 war das Buch zwar fertig, aber die nun stark angestiegenen Preise erforderten die Unterstützung durch Sponsoren. Als auch hier Vollzug gemeldet werden konnte, ging es an die konkrete Umsetzung.
Von der Brauereigaststätte zur Studentenkneipe
Neben den Braustätten geht es im Buch auch um die eine oder andere Persönlichkeit oder Geschichten und Anekdoten. Natürlich widmet sich Herrmann auch den Bierkellern bzw. Sommer- und Felsenkellern, besonderen Gruppen und Vereinen, die in den jeweiligen Brauereischänken ihr Domizil hatten. Der Autor zeigt ebenso auf, dass sich aus früheren Brauereigaststätten manchmal Studentenkneipen (Ringelnatz, Tangente, Alte Filmbühne) entwickelten.
Von Festen und Kleinkunst
Er weist darauf hin, dass es in Regensburg schon 47 Jahre vor dem Erlass des Bayerischen Reinheitsgebots eine ähnliche Bierverordnung gegeben hat, datiert auf den 8. Oktober 1469. Aber auch die sich im 19. Jahrhundert allmählich ändernden sozialen Aspekte werden ebenso behandelt wie etwa die lebendige Kleinkunstszene in Regensburg im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Nicht zu vergessen die mit dem Bier und Brauwesen verbundenen Feste wie die Dult oder die Oberpfälzer Kreisausstellung. „Insgesamt haben 70 Brauereien ihre Spuren in Regensburg hinterlassen“, fasste Herrmann zusammen. Sein Honorar für die Autorentätigkeit spendet er übrigens an den Regensburger Strohhalm, vertreten bei der Buchvorstellung durch den 1. Vorsitzenden Franz Lindl. Dessen Großvater war übrigens Brauer, so dass sich auch damit der Kreis wieder schloss.
Zum Buch:
Franz Herrmann: „Für gutes Bier ist bestens Sorge getragen“. Brauerei- und Wirtshausgeschichte in und um Regensburg. Regensburg 2024. Verlag Friedrich Pustet. ISBN 978-3-7917-3523-8. 496 Seiten. Durchgehend zum Teil farbig bebildert. Hardcover. 39.- Euro (auch als eBook erhältlich)
Bild- und Textquelle: Pressemitteilung Verlag Friedrich Pustet, Markus Bauer.