Die Ausstellung „Glanz und Gloria? Die Dortmunder Brauereien um 1900″ wirft einen Blick auf Relikte aus glorreichen Zeiten. Ab 1900 zählte Dortmund zu den größten deutschen Brauereistädten mit rund 30 Braustätten auf dem damaligen Stadtgebiet. Aufwändig gestaltete Bierkrüge, elegante Geschäftspapiere und eindrucksvolle, zum Teil akribisch inszenierte Werksfotografien zeugen vom Selbstbewusstsein der Branche. Gezeigt werden in der Ausstellung aber auch die weniger glanzvollen Seiten: die Arbeitsbedingungen der Brauereiarbeiter, Rohstoffknappheit und die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf den Betrieb.
Lebendig und nah: Dortmunder Brauereigeschichte
Bei der Eröffnung der Ausstellung am 3. Juli 2025 waren auch die Köpfe des Konzepts anwesend, darunter:
- Nancy Bodden, Kuratorin, zuständig für das Brauerei-Archiv im Westfälischen Wirtschaftsarchiv und Expertin für Dortmunder Brauereigeschichte
- Moritz Hülk, Kurator und Diplom-Archivar (FH) in der Außenstelle des LWL-Archivamts für Westfalen im WWA, der dort für die Betreuung der Archive der Wirtschaft zuständig ist
- Kfm. Klaus-Joachim Schlegel, Brauereidirektor im Ruhestand und Ehrenpräsident der „Stiftergesellschaft zur Förderung des Brauerei-Museums Dortmund e.V.“
- Svenja Lehnhardt, Leiterin des Brauerei-Museums
Vom Glanz großer Brauereien und den Schattenseiten
Mit der ab den 1870er-Jahren einsetzenden Modernisierung des Braugewerbes scheinen auch für die Dortmunder Brauer Zeiten von „Glanz und Gloria“ angebrochen zu sein. In dieser Phase des industriellen Aufschwungs wurden traditionelle Braustuben durch Groß- und Aktienbrauereien ersetzt. Einfache Brauer stiegen zu angesehenen Unternehmern der Stadtgesellschaft auf.
Voraussetzungen für den rasant steigenden Bierabsatz waren der technische Fortschritt im Brauprozess, die sich stetig verbessernde Verkehrsanbindung an die Eisenbahn und der Zuzug zahlreicher Arbeitskräfte ins Ruhrgebiet. Ab 1900 zählte Dortmund zu den größten deutschen Brauereistädten. Diese Erfolge galt es selbstbewusst nach außen zu präsentieren – sei es architektonisch in Form von Prachtbauten oder durch die wirkungsvolle Gestaltung von Geschäftskorrespondenzen und ersten Werbemitteln.
Blick hinter die Kulissen
Das gängige Bild der Brauwirtschaft im „prunkvollen“ Kaiserreich ist durch den Fokus auf Wachstum, Erfolg und Repräsentation allerdings einseitig gefärbt. Wie sah es hinter den Kulissen aus? Wie ging es den Brauereiarbeitern im Kaiserreich? Welche Auswirkungen hatte der 1914 beginnende Erste Weltkrieg mitsamt seinen drastischen Rohstoffkürzungen auf den Braubetrieb? Die Ausstellung gewährt einen Blick auf die glanzvollen Zeiten, aber auch auf die weniger beachteten oder ungern erinnerten Seiten der Dortmunder Brauwirtschaft.
Begleitprogramm mit Führungen und Vorträgen
11. September 2025, 18 Uhr: Vortrag von Dr. Nancy Bodden (Westfälisches Wirtschaftsarchiv) „Kampf den Flaschenverlusten! Die Dortmunder Brauereien und der Ursprung des Flaschenpfandes“ im Brauerei-Museum Dortmund
13. November 2025, 18 Uhr: Vortrag von Moritz Hülk (Westfälisches Wirtschaftsarchiv): „Arbeiter im Rausch. Kneipenkultur & Alkoholkonsum in Dortmund“ im Brauerei-Museum Dortmund
30. Oktober 2025, 18 Uhr: Führung „Die Schätze des Brauerei-Archivs im Westfälischen Wirtschaftsarchiv“ im Westfälischen Wirtschaftsarchiv, Märkische Straße 120, 44141 Dortmund
Um Anmeldung wird gebeten unter s.berta@dortmund.ihk.de
Weitere Informationen zur Ausstellung:
Eine Ausstellung in Kooperation von Westfälischem Wirtschaftsarchiv (WWA) und Brauerei-Museum Dortmund.
Laufzeit: 04.07.2025 bis 11.01.2026
Eintritt: frei
Öffnungszeiten:
Mi, Fr, So 10 – 17 Uhr
Do 10 – 20 Uhr
Sa 12 – 17 Uhr
dortmund.de/brauereimuseum